15.6.2015
Ich wollte der Schlucht von Verdon einen weiteren Besuch abstatten, da ich beim ersten Mal einen Teil ausgelassen hatte und zudem nur auf einer Seite davon entlang gefahren war. Außerdem wollte ich die berühmten Lavendelfelder der Provence sehen, die sich zu dieser Jahreszeit ihrer vollen Blüte nähern. Das Wetter war wesentlich heiterer als an den vorhergegangenen Tagen und so machte ich mich auf den Weg über Draguignan nach Châteaudouble, wo ein Aussichtspunkt mit Blick auf die dortigen Felsformationen am Straßenrand liegt.
Der weitere Weg entlang der D955 bot zahlreiche weitere Blickfänge.
Links von der D955 biegt die D952 zur Gorges du Verdon ab. Von dieser führt die D23A wiederum nach links am Anfang der Schlucht zu einem tief gelegenen Wendepunkt, von dem aus ein Wanderweg startet, der am Grunde des Canyons dem Lauf des Verdon folgt.
Wieder zurück und weiter an der D952 zweigt die Höhenstraße D23 ab, die dem Canyon auf einem Großteil seiner Länge folgt und an zahlreichen Aussichtspunkten zum Verweilen und Genießen einlädt.
Bei dem schönen Wetter waren zahlreiche andere Touristen unterwegs, die das Naturspektakel bewunderten. Die Straße ist so angelegt, daß sie sich in weit geschwungenen Serpentinen die Steigungen neben der Schlucht auf und ab windet, so daß sich bei jeder zweiten Kurve faszinierende neue Ausblicke bieten und alle paar hundert Meter ein Stopp zum Staunen fast unvermeidlich ist.
Die Schlucht ist mit ihren vielgestaltigen Felswänden und imposanten Dimensionen ein beliebtes Ziel für Kletterer, die an den teilweise bis zu 700m hohen Steilwänden ihre Fähigkeiten und Kondition testen.
Die Aussichtspunkte sind jeweils auf markant gelegenen Felsvorsprüngen angelegt und vergleichsweise bescheiden gesichert. Das auf den Photos sichtbare Geländer reichte mir an vielen Stellen nicht ganz bis zur Hüfte und direkt dahinter geht es ohne Zwischenstopp mehrere hundert Meter in die Tiefe – nichts für schwache Nerven.
Nach über zwei Stunden und zahllosen Kurven bin ich am anderen Ende des Canyons angekommen, wo dieser in den Stausee Lac de Sainte-Croix mündet. Unten auf dem Fluss Verdon schipperten einige Ruderboote, die Zikaden zirpten und auf dem Fleck, wo das nachfolgende Panorama entstanden ist, kündeten ein durchdringender Geruch und eine Unmenge von Kotpillen davon, dass sich auch Steinböcke hier sehr wohl fühlen. Kein Wunder bei der Aussicht!
Weiter ging es dann Richtung Valensole, wo sich größere Anbauflächen des für die Provence so typischen Lavendels befinden. Der Weg führte mich durch das kleine Örtchen Allemagne-en-Provence – dessen Name entgegen naheliegender Vermutung nichts mit Deutschland zu tun hat – und schließlich auf die Hochebene, von der aus sich wieder ein weiter Blick über die Landschaft und die nahen Alpen bietet.
Die Luft ist hier erfüllt vom Duft des Lavendels und dem Summen fleißiger Bienen, die sich an den violetten Blüten gütlich tun.