10.6.2015
Am Morgen des vierten Tages erwachte ich erholt und mit dem guten Gefühl, wirklich im Urlaub angekommen zu sein. Der Blick auf den Wetterbericht brachte die Erkenntnis, daß es im Süden immer noch regnete und sich die Wetterfront allmählich auf mich zu bewegte. Somit war der Entschluss schnell gefasst nicht darauf zu warten, daß das Sauwetter zu mir kommt, sondern so schnell wie möglich und in einem Zug durch zu fahren.
Diesmal breitete ich vor dem Frühstück meine Yogadecke neben dem Zelt aus und absolvierte eine kurze Routine, um wirklich fit für die längere Etappe von gut 430km zu sein.
Ich brach früher auf als an den vorherigen Tagen und verließ einen Zeltplatz, den ich guten Gewissens weiter empfehlen kann.
Da ich mich nun auf Höhe der französischen Alpen befand, wählte ich die D1504 in Richtung Chambery, um nach den sanften Hügeln von Franche-Comté etwas mehr Bergflair und vor allem mehr Kurven zu erleben.
Die Straße führt durch das Flußtal des Furan, das von ausgewaschenen Sandsteinfelswänden gesäumt wird, die sich mit dem Fortschreiten der Strecke immer höher erheben.
Bei Chambery wechselte ich dann auf die E712 in Richtung Grenoble. Da ich nun am vermeintlichen Rand der Wetterfront angekommen war und diese schnellstmöglich durchqueren wollte, habe ich mich dann doch dafür entschieden, die mautpflichtige Autobahn A51 zu nehmen um zügiger voran zu kommen. Vorher zog ich noch sicherheitshalber meine Regenkombi drüber und prüfte noch mal alle Taschen auf sicheren Halt und Wasserfestigkeit.
Die Autobahn war auf den ersten Kilometern nach der Mautstation und auf dem Großteil der Strecke wie geleckt und wurde nur von einer einzigen Baustelle unterbrochen. Anfangs zweispurig, bekam sie nach wenigen Kilometern doch eher den Charakter einer einspurigen Bundesstraße, die sich in teils recht engen Kurven durch den Nationalpark Écrins windet und dabei grandiose Ausblicke auf die majestätischen Berge der Dauphiné-Alpen gewährt. Photos konnte ich hier selber leider keine machen, da der Akku meines Smartphones mal wieder komplett leer war und ich es während des Ladens zum Schutz vor dem
bevorstehenden Regen sehr tief verpackt hatte. Die Gegend ist von anderen aber schon sehr ausführlich dokumentiert worden, so daß bei Interesse die üblichen Bildersuchen gute Ergebnisse liefern.
Die ersten 100km nach Grenoble waren angenehmerweise noch trocken geblieben. Kurz nach Gap ging es dann allerdings los, daß sich vor mir eine tiefdunkelblaue Wand aufbaute und wenig später fuhr ich dann auch in den Regen hinein, so daß ich mich dazu entschloss, der Autobahn über Sisteron hinaus doch noch bis Manosque zu folgen. Laut Regenradar sollte es bis dahin wieder trocken sein. Irgendwo vor Sisteron machte ich noch einen kurzen Stopp bei einer Bäckerei, um mich für die Weiterfahrt zu stärken und brachte dann das letzte Stück Autobahn hinter mich.
Der Plan ging auf und so kam ich so rechtzeitig wieder aus dem Regen, daß meine Regenkombi noch auf den letzten Kilometern vor der Mautstation fast vollständig vom Fahrtwind getrocknet wurde. Bei Manosque herrschte dann schon wieder eitel Sonnenschein bei warmen Temperaturen und so konnte ich mein Outfit wieder auf Sommerbetrieb umstellen und die restlichen 85km in Angriff nehmen.
Die Landstraßen zwischen Manosque und Lorgues waren dann noch eine einzige Wonne aus Kurven und ein krönender Abschluss meiner bisher längsten Tagestour.
Nach mehr als 8 Stunden Fahrt schmerzten meine Hände und Unterarme vom stetigen Kampf gegen den Fahrtwind und ich freute mich riesig über den herzlichen Empfang bei der Familie meiner Nichte, eine heiße Dusche, ein warmes Essen und ein richtiges Bett.